Straßennamen, die in Bruchsal fehlen

Ausgerechnet am heutigen 8. Mai, dem Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus, gibt es in Bruchsal einen Vortrag vom Leiter des städtischen Archivs, Thomas Moos, mit dem Titel: „Bruchsaler Straßennamen erzählen: Eine Zeitreise mit vielen historischen und zeitgenössischen Fotos“. Dabei kann man mit Sicherheit davon ausgehen, dass der Stadtarchivar kaum einen Straßennamen findet, der mit dem historischen Datum dieses Tages etwas zu tun hat. Das ist nicht seine Schuld, er hat ja nur die Straßennamen, die die Gemeinderäte oder die Stadtverwaltung seit Jahrzehnten und Jahrhunderten vergeben haben. Seit einigen Jahren wird immer wieder angeregt, bei der Auswahl von Namensgebern für Straßen und Plätze endlich einmal Personen zu wählen, die für die abwechslungsreiche Geschichte der deutschen Demokratiewerdung stehen. Geschehen ist bisher nichts.

Lediglich die in der Südstadt gelegene „Franz-Sigel-Straße“ erfüllt seit den 1950er Jahren diese Forderung, später kam noch die Ludwig-Marum-Straße dazu.

Deshalb hier ein paar Personen aus der lokalen Geschichte, die es wert wären, mit einer Straße geehrt zu werden, damit ihr Wirken oder die Ergebnisse des Wirkens anderer an ihnen, nicht vergessen werden:

Anton Eisenhut, kath. Pfarrer aus Eppingen und einer der Führer der Bauernkriege. Am 25. Mai 1525 wurde er zusammen mit ein paar Gesinnungsgenossen am Bruchsaler Bergfried von der feudalen Obrigkeit hingerichtet.

Lorenz Brentano, einer der führenden Politiker der Badischen Revolution von 1848/49, der zu dieser Zeit in Bruchsal wohnte. Er war für kurze Zeit Vorsitzendender der provisorischen Volks-Regierung in Baden. Einer lebenslangen Haftstrafe konnte er sich nur durch Flucht über die Schweiz in die USA entziehen, wo er als Journalist, Diplomat und Politiker die demokratische Karriere machte, die ihm in seiner deutschen Heimat versagt blieb.

Amalie Struve, die Ehefrau des Revolutionsführers Gustav Struve, die beständig an der Seite ihres Mannes war und die am 13. Mai 1849 nach Bruchsal kam, um die Befreiung ihres Ehegatten aus dem alten Weibergefängnis am Bergfried zu organisieren. Auch Amalie Struve musste zusammen mit ihrem Mann in die USA emigrieren, wo sie sich als Schriftstellerin einen Namen machte und in der amerikanischen Frauenbewegung aktiv war.


Heinrich Hetterich, Bierbrauer („Hetterich`sches Bierhaus“, heute „Gasthaus zum Bären“) und einer der Anführer des Bruchsaler Volksvereins. Er organisierte 1848 die Befreiung der politischen Gefangenen im damals neuen Männerzuchthaus in Bruchsal und wurde mit zehn Jahren Zuchthaus bestraft.

Peter Lacher, Bruchsaler Soldat und einer der Anführer des Soldaten-Aufstandes in Freiburg, der zur vorübergehenden Machtübernahme der Demokraten führte. Peter Lacher wurde am 28.8.1849 in Mannheim im Alter von nur 22 Jahren standrechtlich erschossen.

NS-Zeit:
In Vertretung der Guillotine-Opfer: Johann Reinhardt, dt. Sinto aus Karlsruhe

Nachkriegszeit:
Sebastian Grundel, Friedhofsaufseher, der in seinem „Erinnerungen an meine Dienstzeit“ ausführlich über die Verbrechen der NS-Terror-Justiz in Bruchsal berichtete.

Hans Bausch, 1958 -1989 Intendant des süddeutschen Rundfunks und einer der wichtigsten Vertreter eines freien Rundfunk-Journalismus in der Nachkriegszeit. In der NS-Zeit war er Mitglied der Widerstandsgruppe „Christophorus“ in Bruchsal.

Dies ist nur eine erste Aufstellung an Personen, die es verdient hätten, in Bruchsal besonders gewürdigt zu werden. Weitere Vorschläge können über diese Webseite gemacht werden per mail an: lernort-freiheit@bruchsal-bergfried.de

Für den Förderverein „Lernort Bergfried – Freiheit, Bürgerrechte, Demokratie“

Dr. Jürgen Dick
Rainer Kaufmann

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