Der ehrenwerte Herr von Ehrenberg und die BLB

Preisfrage zum 75-jährigen Jubiläum der Badischen Landesbühne: Warum benennt die BLB den „Ehrenbergsaal“ im Bruchsaler Bürgerzentrum in ihrem offiziellen Programm „Kleiner Saal“? Neben der grundsätzlichen Frage, ob man Säle in einem Bürgerzentrum nach mittelalterlichen Feudalherren benennen darf, findet sich eine weitere Begründung in einer geschichtlichen Abhandlung des früheren Bruchsaler Heimatforschers Werner Greder:

„Bischof Gerhard Herr von Ehrenberg (1338 – 1363) erließ für die in seinem Herrschaftsbereich wohnenden Juden ein Zwangs-Tauf-Edikt und forderte die Juden auf, ihren `Irrglauben` abzulegen. Die Juden weigerten sich aber, worauf der Bischof anordnete, dass alle jüdischen Männer einen gelben Fleck auf ihrem Gewand zu tragen haben und deren Frauen auf dem Kopftuch zwei blaue Bänder anbringen mussten. Außerdem befahl der Bischof, dass die Juden an christlichen Sonn- und Feiertagen sich in ihren Wohnungen einzuschließen haben.“

Ein gelber Fleck als Vorläufer des Judensterns? Und in dem Saal, der nach diesem ehrenwerten Herrn, dem Bauherrn des Bergfrieds, benannt ist, tagt bis heute der Bruchsaler Gemeinderat, ohne auch nur einen einzigen Gedanken an den peinlichen Saalpaten zu verschwenden. Übrigens: Die BLB bezeichnet den „Rechberg-Saal“ des BÜZ, benannt nach einem weiteren mittelalterlichen, feudalen Lehensherren, auch schon immer als „Großes Haus“. Darf sie das eigentlich? In Stadtverwaltung, Gemeinderat und BÜZ-Aufsichtsrat und -Geschäftsführung ist das anscheinend noch niemandem aufgefallen.

Wie wäre es, am 25. Mai, dem 500. Jahrestag der Hinrichtung von Anton Eisenhut, einem der Anführer der Bauernkriege, hier am Bruchsaler Bergfried, diese historischen Gedankenlosigkeiten der Stadt Bruchsal endlich zu korrigieren und die Säle neu zu benennen? Eine Forderung, die seit Jahrzehnten vorgetragen und von den Offiziellen der Stadt seit Jahrzehnten auch immer wieder übergangen wurde. Eine Idee, die in vertraulichen Hintergrundgesprächen zwar immer wieder Unterstüzung fand, was jedoch regelmäßig „vergessen“ wurde.

Deshalb hier noch einmal der Vorschlag des Fördervereins „Demokratiegeschichte Bruchsal“ e.V. für neue Patenschaften im Zentrum für dei Bruchsaler Bürgerschaft:

„Anton-Eisenhut-Saal“
„Amalie-Struve-Saal“
„Lorenz-Brentano-Bürgerzentrum“
„Lorenz-Brentano-Bürgerpark“.

Und dazu endlich am Bergfried eine Informationstafel, die an den hier hingerichteten Anführer einer der ersten Freiheitsbewegungen der deutschen Geschichte erinnert. Das war vor jetzt genau 500 Jahren

Vielleicht noch diese Anmerkungen:

Bei der Einweihung des Bürgerzentrums erklärte der damalige OB Bernd Doll in seiner Rede, mit dem Bau des Bürgerzentrums und der Namensgebung seiner Säle fühle man sich „eingebunden in die geschichtliche Kontinuität dieser Stadt und verleihe ihrer Kultur eine neue Dimension“. Ob er dies damals so gesagt hätte, hätten ihn seine Stadthistoriker angemessen und historisch korrekt beraten? Man kann ihn ja gerne heute befragen, wie er zu dieser Angelegenheit steht.

Und: Wie wäre es, Frau Petzold-Schick, wenn Sie sich in den letzten Monaten Ihrer Amtszeit noch einmal für die Realisierung dieses Vorschlages einsetzen würden? Sie könnten sich doch damit ein kleines, persönliches Vermächtnis an diese Stadt und ihr Geschichtsbewusstsein schaffen.

Rainer Kaufmann
Vorsitzender „Förderverein Demokratiegeschichte Bruchsal“

Follow by Email
LinkedIn
Share